Harmonograph

Station Harmonograph

Der Harmonograph ist im Wesentlichen eine Platte, die an vier Seilen so aufgehängt ist, dass sie wie ein Pendel schwingen kann. Auf die Platte wird ein Blatt Papier gelegt und ein Schreibstift zeichnet darauf die Bahn der Schwingung mit. Ein kontinuierlicher Strich, der ähnlich wie die Rille einer Schallplatte aussen beginnt und sich spiralförmig, Runde für Runde zum Mittelpunkt hin vor arbeitet.

Zum Schluss, wenn die Platte wieder still steht, liegt als Ergebnis eine faszinierende Schwingungsfigur vor. Dem Formenreichtum der möglichen Schwingungsfiguren sind kaum Grenzen gesetzt.

Faszinierend ist nicht nur die fertige Figur, sondern der ganze Prozess, den ich hier miterleben kann.
Ein Gefühl für Schwingungsprozesse entwickeln.
Sich einlassen, mitschwingen.
Das rhythmische Kratzen des Stiftes auf dem Papier – wie ein Atmen – bringt mich auch akustisch mit dem Phänomen in Verbindung.

Welche Figur würde der Ast eines Baums zeichnen, der im Wind schwingt?

Natürlich steckt auch viel Physik in dieser Station: Eine Pendelschwingung wird mit einer Drehschwingung kombiniert. Beide haben unterschiedliche Rhythmen. Stehen die Frequenzen in einem ganzzahligen Verhältnis zueinander, dann werden die entstehenden Figuren „harmonisch“.
Wovon hängt es ab, welche Figur der Stift zeichnet?

Die Physik hat dazu ihr Modell des „Harmonischen Oszillators“ gebildet. Aus den mitwirkenden Faktoren wie Pendellänge, Gewicht oder Reibung wird eine Gleichung aufgestellt, die exakte Berechnungen und Voraussagen des Schwingungsverhaltens ermöglichen.
Das physikalische Modell erfasst das objektive Funktionieren und macht damit die Phänomene beherrschbar – alles Subjektive wird ausgeschlossen.

Hier hingegen steht das subjektive Erleben, das spielerische Ausprobieren im Vordergrund:
Wie kann ich die Platte in Bewegung setzen, um einen bestimmten Typ von Figur hervorzurufen?

Die Station SEDIMENTATION ist ganz ähnlich aufgebaut wie der HARMONOGRAPH.
Anstelle der Platte mit dem Papier gibt es hier eine ebene, quadratische Wanne, die etwa einen Zentimeter hoch mit Wasser gefüllt ist.
Ins Wasser wir ein wenig Kreidemilch gegeben – so viel, dass sich am mattschwarzen Boden ein kreisförmiger Fleck von etwa 15 cm Durchmesser bildet.

Versetze ich jetzt die Wanne in sanfte Schwingung – es gibt wieder, wie beim Harmonographen die zwei Grundtypen „Bahnschwingung im Kreis, Ellypse oder Linie“ und „Drillschwingung um den Mittelpunkt“ – dann ziehen Wellen über die Wasserfläche, werden an den Wänden reflektiert, und die rücklaufenden Wellen überlagern sich mit den hinlaufenden.

Entsprechend den Wellenmustern wird der feine Kreidesand im vorher homogenen Fleck nun allmählich strukturiert. An stärker bewegten Stellen wird er aufgewirbelt und in den Strom gezogen – eine Welle ist ja eine kleinräumig sich einrollende Strömung – und in ruhigen Zonen wieder abgesetzt.
Wenn die Schwingung langsam ausklingt, wird das entstehende Muster immer schärfer.

Der Wannenrand spielt hier eine wesentliche Rolle. Er bildet den Abschluss rund um den Wasserkörper, indem er ihn zusammenhält und die auslaufenden Wellen zurück reflektiert.
Auf diese Weise spiegelt sich die Symmetrie der Randform im sich bildenden Muster wider.

Es gibt unterschiedliche Randformen, die man hineinlegen kann. Neben der quadratischen Form der ganzen Wanne kann man auch eine Kreisform hineinlegen, ebenso ein Dreieck, ein Achteck oder eine Mandelform. Wer sich noch ausführlicher darauf einlassen will, kann auch noch andere Formen aus einem Blechband biegen und ausprobieren. Jede davon führt zu ganz spezifischen Mustern.

Durch Variation der Randformen und vor allem der Schwingungsbewegung, die ich der Wanne mitgebe, eröffnet sich eine fast unerschöpfliche Muster- und Formenvielfalt.

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